Vereinschronik

 
 
Die Chronik zum Jubiläum 1901- 2001
 

Verehrte Vereinsmitglieder, verehrte Tierfreunde,

unser „Verein der Hundefreunde Wiesbaden und Umgebung, gegr. 1901“, feiert Geburtstag - den Hundertsten!

100 Lebensjahre zu erreichen, ist heute für den Menschen ein leichtes - Vereinen fällt das schwer.

Es mangelt an Nachwuchs und auch infolge der vielen Freizeitmöglichkeiten und Interessen an Bereitschaft, unentgeltlich und zum Wohle aller bei der Vereinsarbeit mitzuwirken. Dies trifft besonders auch auf einen Verein zu, der sich ideell mit Gebieten des Hundewesens und daran anschließend mit der praktischen Erziehung des Hundes beschäftigt.

Nach dem Erwerb eines Hundes sucht man in der Regel einen passenden Verein unter dem Gesichtspunkt der Hundeerziehung. Glaubt man, diese sei abgeschlossen, schleicht man sich häufig wieder davon.

Diese Fluktuation zu überbrücken, die Mitglieder auch nach dem Verlust des Hundes zu halten und für die Ziele des Vereins und Mitwirkung im Verein zu interessieren, ist heute eine Überlebensaufgabe. Unserem Verein ist dies über hundert Jahre hinweg gelungen, zum wesentlichen auch deshalb, weil er sich mit dem ständigen Wandel im Hinblick auf die Gattung „Hund“, dessen sich ändernden Einsatz vom Arbeitstier zum Sport-, Begleithund und Statussymbol auseinandergesetzt hat.

So ist u.a. als Aufgabe die Integration der sogenannten „Kampfhunde“ hinzugekommen, deren doch auch zahlreiche seriöse Liebhaber plötzlich - wegen der waffenartigen Benutzung der Hunde durch wenige - der Unbill der Bevölkerung und auch der Behörden ausgesetzt sind.

Eine Verbannung des Hundes aus der menschlichen Gesellschaft wird nicht stattfinden. Somit ist der Verein aufgerufen, weiterhin Sorge mit dafür zu tragen, dass Hunde artgerecht gehalten, sozialisiert und gut erzogen werden. Ein enges und nicht störendes Zusammenleben mit Menschen wäre damit gewährleistet.

In diesem Sinne wünsche ich unserem Verein nochmals 100 aktive und erfolgreiche Jahre!


Die 1. Vorsitzende

 

 

100 Jahre „Verein der Hundefreunde Wiesbaden und Umgebung gegründet 19O1“

Die Geschichte dieses Vereins, sein Wirken und seine Bestrebungen zu beschreiben, stellt sich als schwierig dar, da sämtliche Unterlagen - hauptsächlich bedingt durch die Wirren des 2. Weltkrieges - fehlen. Die nachfolgenden Darlegungen basieren auf den spärlichen Eintragungen im Vereinsregister des Amtsgerichts und der Festrede des ehemaligen Vorsitzenden Ernst C. Tallarek zur 75-Jahrfeier des Vereins im Jahr 1976. Auch in dieser Festrede wird zum Teil verwiesen auf die mündlichen Überlieferungen der damals ältesten Mitglieder des Vereins, da die Vereinschronik der ersten Jahre mitsamt dem übrigen Vereins-inventar bereits im ersten Weltkrieg im Vereinslokal „Gambrinus“ verloren ging.

1901 schlossen sich unter anderem der Goldschmiedemeister Carl Struck (Teckel/ Züchter), der Kaufmann Robert Wetz (Züchter Deutscher Doggen), der Kriminalbeamte Friedrich Decker (Schäferhundzüchter) und Emil Bachofer (Zwergpinscher-Züchter) zu einem Verein zusammen, dessen Ziel es offenbar war, die verschiedenen kynologischen Interessen der Züchter zu bündeln und gemeinsame Aktivitäten nach außen zu gestalten.

Erwähnenswert sei nebenbei, dass Friedrich Decker in dieser Zeit seinen Schäferhund „Teil von der Kriminalpolizei“ für 10.000,00 Goldmark nach Amerika verkaufte.

Erst 10 Jahre später - nachdem der Verein u.a. 1907 die erste große internationale Rassehundeausstellung in Wiesbaden durchgeführt hatte - wurde er am 19. August 1911, wohl um nun endgültige Rechtsfähigkeit zu erlangen, unter der Vereinsnummer 145 als „Verein Hundesport Wiesbaden“ in das Vereinsregister Wiesbaden eingetragen.

Im März 1926 nannte der Verein sich, auf Antrag von Mitgliedern und nach Änderung der Satzung, um in „Verein der Hundefreunde Wiesbaden und Umgebung“, dieser Vereinsname erhielt 1965 unter der neuen Registernummer 1099 den Zusatz „gegründet 1901“.

Vereinsleben braucht engagierte Persönlichkeiten, die sowohl die Pflege des Vereinszweckes als auch das Verdeutlichen dieses Vereinszweckes nach außen durchzusetzen vermögen. Gleichzeitig ist Vereinsleben auch das Spiegelbild des wirtschaftlichen Wohl- oder Notstandes der Zeit.

Vereins-Gründerjahre bewirken großen Aufschwung, magere Wirtschaftsjahre - abgesehen von den harten Jahren der beiden Weltkriege - machen den Verein zur Heimat, fette Jahre lassen Vereinsleben erschlaffen.

Die Anzahl der Mitglieder eines Vereins verdeutlicht dies auch. So kann man im Protokoll der Jahreshauptversammlung von 1954 neidvoll nachlesen, dass 174 Mitglieder anwesend waren.

Diesen Wiederaufschwung nach dem 2. Weltkrieg verdankte der Verein wohl hauptsächlich dem langjährigen Vorsitzenden Fritz Fuhr, der von 1924 bis 1950 die Geschicke des Vereins in den Händen hielt und diesen vor allem über den Krieg hinweg gerettet hatte.

Unter seiner Amtsführung wurden mehrere internationale Rasse-Hundeausstellungen durchgeführt, anlässlich der VII. (das Jahr ist uns leider unbekannt) sogar erstmalig der Richard- Staadt- Gedächtnis-Wanderpreis vergeben. (Richard Staadt war seinerzeit ein bekannter Züchter Deutscher Doggen und auch eine Zeitlang Vereinsvorsitzender gewesen).

Als kooperativ angeschlossene örtliche Vereine waren 1965 bekannt:
Verein für die deutsche Spitze e.V.
Pinscher-Schnauzer Club e.V.
Boxer-Club e.V.
Klub für Terrier e.V.
Deutscher Teckelklub e.V.
Deutscher Pudel-Klub e.V.

1975 werden noch zusätzlich erwähnt der Dobermann-Verein eV und der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) eV.

So stellte der Verein die geballte Kraft einer weit gestreuten und finanziell starken Interessengemeinschaft der Förderung und Lenkung des Hundewesens im Raum Wiesbaden und darüber hinaus dar.

Auch war es gelungen, 1961 für den Verein einen langjährigen Pachtvertrag mit der Stadt Wiesbaden für das jetzige Gelände in der Nonnentrift abzuschließen (den Platz an der Lahnstraße hatte die Stadt für den Bau des heutigen Schießstandes benötigt), das zum Hunde-Übungsplatz umgestaltet und mit dem noch heute vorhandenen Vereinsheim (eine Erweiterung erfolgte 1975) bebaut wurde. Ein Name der Nachkriegszeit sei noch besonders erwähnt, nämlich der des 1954 in den Vorstand als Schriftführer gewählten Albert Sandjohann, der bis 1983 seine ganze Kraft für den Verein (auch als tätiger Richter) widmete und diesen als geschäftsführenden Vorstand in nahezu drei Jahrzehnten zu Bedeutung und finanziellen Wohlergehen verhalf. Als Nachfolger des Veterinärs Dr. Schulz wurde 1963 Herr Ernst C. Tallarek zum 1. Vorsitzenden gewählt, der verdienstvoll den Verein bis zum Jahr 1995 leitete und heute noch dem Tierschutzverein Wiesbaden vorsteht.

Erwähnt seien auch noch- obwohl den heutigen Vereinsmitgliedern unbekannt- die nachstehenden Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglieder, die sich offenbar in unermüdlicher Arbeit dem Verein gewidmet hatten:
Dr. Helmut Schulz
Hermann Steindorf
und Heinrich Markloff

Der Zweck des Vereins wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte. Noch 1953 wurde in der Vereinssatzung vorrangig festgeschrieben, die Bearbeitung aller Angelegenheiten der Hundezucht und Hundehaltung, die Vertretung aller Fragen von kynologischem Interesse im Namen der in und um Wiesbaden ansässigen Rassehundeorganisationen, die Ausrichtung von Schauen ? Ausstellungen, kynologischen Vorträgen, Beratungen und Unterstützung auf allen Gebieten des Hundewesens.

Diese hauptsächlich ideellen Orientierungen allein hätten den Verein wirtschaftlich nicht überleben lassen, zumal die angeschlossenen Unterorganisationen der örtlichen Rassehundevereine sich mehr und mehr ihren übergeordneten Dachorganisationen fügen mussten.

Mehr praktische Arbeit, d. h. Erziehung und Ausbildung von Hunden aller Rassen bis hin zur Begleithundeprüfung war angesagt.

Seit 1999, nachdem der gesamte Vorstand gewechselt hatte, hat sich der Verein auch dem Turnierhundesport geöffnet und veranstaltet auch Welpen- sowie Junghundekurse. Mittlerweile haben sich zudem die Sparten Obedience und Vielseitigkeitsprüfungen für Gebrauchshunde (VPG) etabliert.

Die Mitgliederzahl ist mittlerweile - obwohl sie ziemlicher Fluktuation unterworfen ist - von 95 Mitgliedern zum Ende 1998 bis Ende 2009 auf jetzt über 190 Mitgliedern angewachsen. Ein Grund dafür liegt im Wesentlichen in der Erweiterung der Angebote des Vereins.

In 1999 hat das Finanzamt Wiesbaden dem Verein Gemeinnützigkeit zuerkannt, eine für den Verein dankbar entgegengenommene Möglichkeit, Spenden einzusammeln. Geld wird dringend benötigt, um absehbare größere Reparaturen und Investitionen auf dem Übungsgelände zu finanzieren und die gestiegene Pachtforderung der Stadt Wiesbaden begleichen zu können. Die in den letzten Jahren erzielten Einnahmen aus den erfolgreich durchgeführten Hundesportveranstaltungen (so wurde uns in in 2010 auch wiederholt die Ausrichtung der Kreismeisterschaft der Kreisgruppe 6 des Turnierhundesportverbandes Rhein-Main übertragen) helfen mit, den Verein zu finanzieren.

Die unentgeltliche und unermüdliche Tätigkeit der übungsleiter, der anderen Helfer und des Vorstandes sollte man dabei nicht unerwähnt lassen.

Es ist zu wünschen und zu hoffen, dass der nun 100jährige „Verein der Hundefreunde Wiesbaden und Umgebung gegr. 1901“ weitere 100 Jahre bestehen wird und somit zum Miteinander von Hund und Mensch und deren soziale Bindungen beitragen kann.

Der Vorstand